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Die Kurzgeschichten auf dieser Seite
sind einzig und allein von mir.
Ihr dürft sie Euch mitnehmen, gebt sie aber
nicht als Eure eigenen aus.
Sie sind mein Eigentum
und unterliegen meinem Copyright.
Gisela Keller
Mein Weg
An einem schönen Tag packe ich meinen Rucksack
und mache mich auf den Weg.
Den Weg? Welchen Weg?
Meinen Weg!
Bei meiner Wanderung treffe ich auf einen
alten Mann der, genauso wie ich, „Diesen“ Weg geht.
Eine kurze Zeit gehen wir Seite an Seite.
Seine Schritte sind nicht mehr so kraftvoll wie meine.
Bald schon war ich an ihn vorüber und ihm
einige Schritte voraus.
Als ich mich umsah, bemerkte ich,
das er sich an den Wegesrand gesetzt hatte. Ich kehrte um
und setzte mich zu ihm in das hohe Gras.
Lange Zeit saßen wir schweigend da und ließen
unsere Blicke durch die herrliche Natur schweifen.
„Du bist noch voller Kraft. Warum gehst Du
nicht weiter, so wie es alle Menschen tun, die mich
auf meinem Weg überholen?“
Ich lachte. „Ja kennst Du mich denn nicht?“
Ich schaute ihn an. „Ich bin es!“
„Mach es anders nennt man mich. Nicht lamentieren,
sondern machen.“
„Komm doch mit mir und ich zeige Dir „Meinen“ Weg.
Er bestärkt mich zu erkennen, wer ich wirklich bin.
Sein könnte.Wenn ich den Mut hätte meinen
Träumen zu folgen."
„Wer weiß, vielleicht hast Du diesen Mut?"
„Egal ob ich monatelang unterwegs bin, oder nur
ein paar Stunden. Ein Weg führt hinab, aber einer
auch wieder hinauf. Ich habe Zeit, viel Zeit.
Denn diese Wanderung bedeutet Leben."
„Ist Leben!"
„Auch für Dich."
Er ließ sich von mir aufhelfen und wir gingen
gemeinsam weiter.
„Kein Mensch interessiert sich für mich, oder
schaut ob ich vorwärts komme, murmelte er.
Warum ausgerechnet Du?"
Ich lächelte ihn an : „Vergiß nicht wer ich bin."
„Ich bin, „Mach es anders."
„Komm einfach mit mir und höre mir zu."
„Durch den Gleichklang meiner Schritte, beruhigt
sich mein Geist. Wie eine Blüte öffnet sich meine
Seele und Kleinigkeiten werden groß.
Schau nur, die Natur. Bäume, Moos und Gras.
Wildrankende Blumen säumen meinen Weg. Ein
plätschernder Bach begleitet mich. Fließt an
meiner Seite. Ich höre auf zu grübeln,
dunkle Gedanken lösen sich auf und plötzlich
finde ich meinen Rhythmus, meinen eigenen Weg.
Vielleicht ist das mein Lebensweg,
den ich hier gefunden habe."
„Was meinst Du?"
„Das mag so sein, aber wo ist dann meiner?“
Fragte der Alte.
„Du stehst mitten drauf! Was stört Dich
an Deinem Weg?“
„Er ist so schwer. Ich habe immer das Gefühl,
ich steige einen felsigen Berg hinauf.
Kann mich nirgendwo festhalten.“
Während ich meine Gedanken ordne, spüre ich
die Einsamkeit die aus seinen Worten spricht.
Niemand ist in unserer Nähe. Egal wohin wir
uns drehen, oder wenden. Wir sind allein.
Es verstärkt das Gefühl der Einsamkeit
Nach einer Weile, treffen wir Menschen und ich
spreche sie an. Natürlich brauche ich Mut dazu.
„Na sag mal, Du kannst doch nicht einfach
wildfremde Menschen ansprechen. Was sollen
die von Dir denken?“
„Doch, das kann ich. Mache es anders,
vergiß das nicht."
„Denn genau daraus sind so viele nachhaltige und
schöne Begegnungen entstanden. Dadurch habe
ich Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen die
mich bereichert haben.“
Ich liebe das Unterwegs sein. Nicht als Suchender
sondern als Finder. So wie ich Dich gefunden habe,
um Dir von mir zu erzählen."
„Komm, erzähle Du mir von Dir, Deinem Leben,
Leid und Kummer. Aber auch von Deiner Freude,
Liebe und von Deiner Herzlichkeit.
Von den Menschen die Dich durch Dein Leben
begleiten. Denn das ist dass Spannende daran.
Dich kennen zu lernen.
Ganz gleich in welcher Jahreszeit Deines Lebens
Du Dich gerade befindest. Es ist Dein Weg den
Du bis hierher gegangen bist und es wird Dein
Weg bleiben, der Dich weiterführt.
Lasse ihn uns eine Weile gemeinsam gehen."
„So soll es denn sein, meinte er.“
Er lachte leise vor sich hin.
„Nun bin ich schon so alt geworden und lerne
von Dir,das es gut für mich ist,
mir meinen eigenen Weg genauer
anzusehen um die Schönheiten des Lebens, die
meinen Weg säumen, zu erkennen.
Lohnt es sich denn überhaupt so genau
dort hinzuschauen?“
„Das wird sich zeigen." Ich zwinkerte ihm zu.
„Probiere es aus, es lohnt sich immer."
Er sprach weiter.
„Wenn ich mich so umsehe, sehe ich die herrlichen
bunten Farben der Blumen und Bäume. Es ist
wie Du sagst.
Es werden Erinnerungen in mir wach, die ich
schon längst vergessen habe.
Die Leichtigkeit des Sommers, sternenklare Nächte.
Der aromatische Duft von Blumen und Kräutern.
Die Liebste, die ich in meinen Armen hielt.
Wann hörte ich auf daran zu denken, das alles zu
bemerken, zu sehen?"
„Ich weiß es nicht."
Er lächelte mich an. „Du hast recht, Mach es anders.
In Zukunft werde ich mit offenen Augen durchs
Leben gehen. Werde Menschen ansprechen und mir
ihre Geschichten anhören und vielleicht mal andere
Wege gehen. Auch mit diesen Menschen ein Stück gemeinsam gehen.
Warum nicht? Ja, ich mache alles anders."
„So ist es gut!"
„Aber, ich will Dir noch etwas mit auf den
Weg geben."
Wir werden nicht zum Meister
weil wir nachahmen, was Andere tun. Sondern
nur, wenn wir selber nach Lösungen suchen.
Finde heraus, welches Licht Du bist sonst bist
Du nur der Wiederschein eines Anderen.
Jeder hat seine persönliche Art, seine Probleme
zu lösen. Versuche nie Deine Probleme zu lösen,
wie es die Anderen tun, denn es sind Deren
Probleme und nicht Deine.
Wachse in dem Du die Menschen beobachtest
und lerne daraus.
Konzentriere Dich. So findest Du Deine eigene
Erleuchtung. Betrachte Deine Ängste, Dein Leben,
Deine Wünsche ganz genau, um Dich besser
kennen zu lernen."
„Lasse Dir Zeit!"
„Der Weg dorthin lehrt Dich sehr viel. Es ist nicht notwendig das Ziel schnell zu erreichen."
Nachdenklich nickte er, umarmte mich und
hier trennten sich unsere Wege.
Er winkte mir noch lange nach.
Ich drehte mich um und ging. Mein Weg führt mich weiter.
Immer geradeaus.
Und seiner?
Vielleicht in das Glück?
Sein Glück?
Ein Krimi
Leise schlichen wir zur Garage um hineinzusehen. Stockdunkle Nacht umgab uns.
Ein Käuzchen schrie.
„Deine Neugierde bringt dich noch mal um, flüsterte Mary mir zu." „Kannst ja zurückgehen, sagte ich leise. Ich will jetzt wissen was der Typ da drüben treibt und damit Schluß."
Aha, da ist ja ein Fenster. Klein zwar, aber ich paßte hindurch. Drinnen tastete ich mich an der Wand entlang und fand den Lichtschalter.
Gleißendes Neonlicht erhellte den Raum und ich blinzelte in die Runde.
Wie angewurzelt stand ich da und konnte nicht glauben was ich sah. Fünf Frauen mit durchschnittener Kehle. Auf Stühlen, festgebunden. Stühle mit hohen Rückenlehnen , damit sie nicht herunterrutschen
oder umfallen konnten. Ihre toten weitaufgerissenen Augen starrten mich an.
Aber was ist das? Sie waren einbalsamiert und völlig mumifiziert. Ihre Haut war wie Leder runzelig braun.
Plötzlich hörte ich Schritte. Ich versteckte mich hinter eine der Frauen und wartete. Da! Es kam jemand herein und zog etwas hinter sich her. Ein neues Opfer. Mitten in der Garage ließ er das große Bündel liegen, löschte das Licht und verschwand so schnell, wie er gekommen war. In der Dunkelheit tastete ich mich zum Fenster. Oh Schreck --- jemand hielt mich fest. Ich hatte die
Augen geschlossen und schrie so laut ich nur konnte.
Dann öffnete ich meine Augen und --- ? Vor mir stand Mary total erschrocken. „Sag mal spinnst du ? Ich wollte dich doch nur fragen, ob du
zum Frühstück kommst, sagte sie."
Ich stand in meinem Bett, die Decke krampfhaft umklammert und zitterte am ganzen Körper. Kaffee, dachte ich, Kaffee ist genau richtig jetzt. Stieg aus meinem Bett und trottete hinter Mary her.
Was für eine Nacht.
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